Unser Hörspiel-Interview mit Katja Behnke und Klaus Brandhorst: Stand: 20.12.01 01:33:52 Hallo liebe Hörspiel-Freunde, |
Unser
Hörspiel-Interview mit mit Katja Behnke und Klaus Brandhorst: Hörspiel-Box: "Wann seid Ihr (Klaus und Du) geboren ?" Katja Behnke: "Am
16.01.1973" Hörspiel-Box: "Was macht Ihr beruflich ?" Katja Behnke: "Ich bin
Literaturwissenschaftlerin mit den Forschungsschwerpunkten Gothic Novel/Schauerromane und
Hörspiele. Momentan arbeite als Dozentin für englische Literatur an der Universität
Bielefeld. In meinen Seminaren biete ich auch einiges zum Thema Hörspiele an: In diesem
Wintersemester behandle ich z. B. Edgar Allan Poes Kurzgeschichten und setze mit den
Studierenden fünf der Geschichten auch als Hörspiel um: die Studierenden schreiben die
Skripte und sprechen sie auch im Tonstudio ein; hinterher wird dann noch alles mit
Geräuschen und Musik unterlegt. Am Ende des Semesters kann jeder sein Hörspiel auf CD
mit nach Hause nehmen. Diesen Seminartyp biete ich jetzt schon zum 4. Mal an und es macht
mir und den Studierenden sehr viel Spaß. Nicht zu vergessen: meine eigentliche
Hauptbeschäftigung: Das Fertigstellen meiner Dissertation." Hörspiel-Box: "Was macht Ihr in Eurer Freizeit ?" Katja Behnke: " Natürlich
Hörspiele hören und lesen.....aber auch viel Filme und Serien angucken - besonders gerne
natürlich im Horrorbereich. Am liebsten sehe ich momentan Buffy - The Vampire
Slayer....Sonst treibe ich auch gerne Sport: ich fechte (Florett) und tanze (Hip Hop /
Street Dance). Am Wochenende schlendere ich am liebsten über Flohmärkte!" Hörspiel-Box: "Wann und wie seid Ihr mit Hörspielen in Berührung gekommen ?" Katja Behnke: "Ich
höre schon seit meiner Kindheit Hörspiele....angefangen hat es im Alter von ca. fünf
Jahren mit Fünf Freunde - damals lief auch gerade die Fernsehserie im ZDF und die habe
ich damals total gerne gesehen. Besonders einschneidend war das Erscheinen der drei ???
für meine Hörspielbegeisterung: ich erinnere mich noch lebhaft, als mir mein Vater die
erste Folge Die drei ??? und der Superpapagei geschenkt hat. Damals war ich sechs und habe
Hörspiele am liebsten im Dunkeln zum Einschlafen gehört. Und so auch den Superpapagei.
Die Friedhofsszene war so gruselig, dass ich mich nicht getraut habe, das Hörspiel allein
zu Ende zu hören - worauf ich dann nachts aus dem Bett geschlichen bin und meine Eltern
aufgeweckt habe, damit sie das Hörspiel mit mir zu Ende hören.....ich musste doch
wissen, wie es ausgeht!!! Aber gegruselt habe ich mich damals schon gerne. Besonders toll
war es auch, sich die Gruselserie von Europa zu kaufen....da stand ja als Altersangabe ab
12 drauf - aber ich war noch nicht 12, sondern 7 oder 8 und bin immer ganz stolz gewesen,
wenn ich trotzdem an eins der Hörspiele 'rangekommen bin....viele meiner Freunde haben
damals natürlich auch Hörspiele gehört, wir haben uns auch zum gemeinsamen Hören
getroffen. Von dem Tonstudio Braun John Sinclairs haben wir damals sogar ein Best-Of-Tape
mit unseren Lieblingsszenen zusammengestellt.....seitdem gehören Hörspiele zu meinem
Leben. Ich habe auch zwischendurch nie damit aufgehört und besitze immer noch alle
Cassetten von früher." Hörspiel-Box: "Sammelt und hört Ihr Hörspiele/-bücher ? Wenn ja, welche ?" Katja Behnke: "Ja, bei
Hörspielen alles aus dem Horror- und Krimibereich, generell alles, was gefällt. Von den
Neuerscheinungen im Hörspielbereich ist Nick Twisp mein Favorit. Bücher sammle ich
alleine schon beruflich bedingt, privat sammle ich Kinder Science-Fiction-Bücher wie
Commander Perkins oder die Weltraumgeschichten von Rolf Ulrici. Besonders gerne mag ich
auch die Bücher von John Christopher - hierzulande besonders bekannt durch "Die
dreibeinigen Herrscher"." Hörspiel-Box: "Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ein eigenes Hörspiel zu produzieren ? War "SCHATTENSAITEN" Eure erste Produktion ?" Katja Behnke: "Ich habe im Rahmen meiner Arbeit an der Uni schon 13 Hörspiele und 2 Radiofeatures gemacht. Das waren immer Adaptionen von Kurzgeschichten bzw. Romanen. Dabei ist der Wunsch entstanden, einmal eine eigene Geschichte zu schreiben und zu produzieren. Als erstes ist dann unser Horrorhörspiel Klirrende Kälte entstanden." Hörspiel-Box: "Die Geschichte "Der Schneemann" ist recht ungewöhnlich, wie seid Ihr auf die Idee dazu gekommen ?" Katja Behnke: "Zuerst war die Idee da, eine Geschichte um eine unheimliche Schneegestalt zu schreiben. Dann kam die Idee mit dem Doppelgängermotiv dazu. Mich hat eine Doppelgängergeschichte gereizt, in der der Doppelgänger nicht wie sonst offensichtlich der böse Teil einer Person ist - unser Doppelgänger ist zu allen sehr freundlich und nett und alle mögen ihn gerne - aber ich finde, dass gerade darin auch eine bedrohliche Komponente liegt: es ist schon eine gewisse Urangst, dass es auf einmal eine Gestalt geben könnte, die alle lieber mögen als einen selbst bzw. dass man nur gemocht wird, weil man nett zu allen ist...." Hörspiel-Box: "Mit welchen technischen Mittel wurde es produziert ?" Klaus Brandhorst: "Die Aufnahmen wurden im Tonstudio gemacht, die Bearbeitung erfolgte digital bei uns am Rechner mit dem guten alten Cutmaster." Hörspiel-Box: "Woher habt Ihr die Sprecher genommen ?" Katja Behnke: "Die
Sprecher kommen alle von Hertz 87,9. Unseren Erzähler Walter Blohm kannte ich aus einem
anderen Hörspiel; er hat mir dort so gut gefallen, dass ich ihn unbedingt für
Schattensaiten haben musste. Er hat von uns allen die größte Erfahrung, er schreibt und
inszeniert Theaterstücke und war früher beim NDR ...." Hörspiel-Box: "Wie hoch ist Eure Startauflage ?" Klaus Brandhorst: "Wir haben
jetzt erst 'mal 1000 Stück herstellen lassen. Bei entsprechender Nachfrage steht eine
zweite Auflage schon in den Startlöchern." Hörspiel-Box: "Wie hoch die bisher verkaufte Auflage ? "Lohnt" sich die Produktion ?" Klaus Brandhorst: "Gelohnt hat
sich die Produktion für uns schon 'mal deswegen, weil wir uns über die sehr positive
Resonanz freuen und die Arbeit am Hörspiel eine Menge Spaß gemacht hat. Von der
finanziellen Seite her betrachtet müssen allerdings erst einmal die hohen
Anfangsinvestitionen eingespielt werden; wir vertrauen dabei auf die Qualität unseres
Hörspiels und die Begeisterung bei unseren Zuhörern ..." Hörspiel-Box: "Ist an einen Vertrieb über den Handel gedacht ?" Klaus Brandhorst: "Klar, daran
arbeiten wir - aber das braucht seine Zeit, gerade jetzt vor Weihnachten sind die meisten
Verkaufsleiter stark eingebunden und die Verhandlungen verzögern sich. Unser erklärtes
Ziel ist es aber, in Zukunft auch bundesweit in den Geschäften präsent zu sein." Hörspiel-Box: "Wäre die ISBN-Nummer nicht eine Möglichkeit den Buchhandel als zusätzlichen Vertriebsweg zu nutzen ?" Katja Behnke: "Klar, auch daran arbeiten wir." Hörspiel-Box: "Ihr seid gerade dabei SCHATTENSAITEN II "Klänge in der Dunkelheit" fertigzustellen. Bis wann kann mit der Veröffentlichung gerechnet werden ?" Klaus Brandhorst: "Wir arbeiten gerade mit Hochdruck an der Fertigstellung, aber weil wir noch mehr Projekte bearbeiten, geben wir sicherheitshalber erst 'mal den 11.2.2002 als Erscheinungstermin an." Hörspiel-Box: "Die Geschichte ist die Fortsetzung vom "Schneemann". Werden sich auch die weiteren SCHATTENSAITEN-Hörspiele um ihn drehen ?" Klaus Brandhorst: "Ja und Nein.
Der erste Teil der Serie SCHATTENSAITEN ist der Anfang einer viel umfangreichern Story.
Die Folgen werden aufeinander aufbauen und man wird z.B. im 2. Teil "Klänge in der
Dunkelheit" erfahren, woher und warum der Schneemann gekommen ist und Genaueres zu
seiner Identität. Das Schicksal, dass Daniel und seine Freunde getroffen hat, ist
vielleicht nicht so zufällig, wie es beim ersten Anhören scheint...Weil wir noch so viel
vorhaben mit dieser Serie, hat es uns auch gefreut, wenn Leute gesagt haben, das Ende
hätte sie nicht voll befriedigt und sie wollten wissen, wie es weitergeht." Hörspiel-Box: "Ihr habt im Oktober weitere Hörspiele (HORROR- und KRIMI-Serie) angekündigt. Wie weit sind dort die Arbeiten fortgeschritten ?" Katja Behnke: "Für zwei Kriminalhörspiele "Einbruch der Nacht" und "Wettlauf zum Tod" habe ich gerade die Skripte fertiggeschrieben. Die werden wir nächstes Jahr produzieren. "Klirrende Kälte" ist komplett fertig. Momentan hat für uns die Serie SCHATTENSAITEN jedoch Vorrang !" Hörspiel-Box: "Ihr habt in SCHATTENSAITEN ebenfalls gesprochen. Ist dies auch hier geplant ?" Katja Behnke: "In Klirrende Kälte sprechen wir auch mit. Generell wollen wir aber nicht in jeder Produktion mitsprechen, immer dieselben Sprecher wird nachher langweilig. Andererseits möchte ich natürlich auch nicht auf eine Rolle festgelegt werden - nicht dass die Leute meine Stimme hören und dann sofort an Anne denken....lach! Mir geht es jetzt schon so, dass Leute am Telefon ganz erstaunt sagen: Du klingst ja privat ganz anders als Anne...." Hörspiel-Box: "Wann kann man mit diesen Hörspielen rechnen ?" Katja Behnke: " Nächstes Jahr kommen in jedem Fall "Schattensaiten" 2-4, "Klirrende Kälte" und - wenn wir es zeitlich schaffen - auch noch die Kriminalhörspiele. Momentan haben wir beide das Problem, dass wir beide hauptberuflich etwas anderes machen und daher nicht so viel Zeit für die Hörspiele haben, wie wir gerne hätten." Hörspiel-Box: "Dem Boom der Hörspiele wird durch die großen Studios überwiegend nur mit Wiederveröffentlichungen Rechnung getragen. Ist dies die Chance der kleinen Studios ?" Klaus Brandhorst: "Auf gewisse
Weise schon, aber: Eine Hörspielproduktion ist viel aufwändiger, als es vielen Leuten
zunächst erscheint. Viele kleine Independent-Labels haben vor einiger Zeit die Flaute im
Hörspielsektor erkannt, was Neuerscheinungen angeht. Am Anfang muss aber dann ein Konzept
und ein gutes Skript kommen, und das haben viele unterschätzt - das Ergebnis sind
unglaubwürdige Stories und Charaktere oder eine simple Aneinanderreihung von
Gewaltszenen. Dann braucht man professionell klingende Sprecher, Ausrüstung zur
Bearbeitung und vieles mehr... Das alles kostet einen ganzen Haufen Geld und das zu einer
Zeit, wo von den Kassetten und CDs nicht mehr Millionen verkauft werden. Das Problem
trifft gleichermaßen die Großen wie die Kleinen." Hörspiel-Box: "Läuft der Hörspiel-Boom aus ?" Katja Behnke: "Es wird immer Leute geben, die diesem Medium treu bleiben. Zudem ist der Hörspielboom auch ein Phänomen, der mit dem Zeitgeist zu tun hat: Heutzutage haben Leute immer weniger Zeit neben Beruf, Familie und privaten Verpflichtungen. Da haben viele die Hörspiele und Hörbücher für sich entdeckt, weil man die auch nebenbei im Auto oder bei anderen Tätigkeiten hören kann." Klaus Brandhorst: "Das glaube ich auch. Hörspiele sind eine eigenständige Erzählform, sie bieten Möglichkeiten, die andere Medien nicht bieten. Wie bei Büchern ist es einem zum Beispiel selbst überlassen, sich die Bilder zur Geschichte zu denken. Was man sich im Kopf ausmalt, kann viel lustiger, dramatischer oder gruseliger sein als es irgendein Regisseur auf die Leinwand bringen kann. Außerdem: Soll man abends im Bett beim Einschlafen etwa Playstation spielen?" Hörspiel-Box: "Die Werbemöglichkeiten der kleineren Studios sind durch finanzielle Gründe leider recht begrenzt. Ist das Internet ein entsprechender Ausgleich, oder nur der aus der "Not" geborene einzige Weg ?" Klaus Brandhorst:
"Über das Internet erreicht man eine Menge Leute, die sich speziell für Hörspiele
interessieren. Und von denen gibt es viel weniger als z. B. Madonna-Fans - da würden
teure Werbekampagnen halt einfach größtenteils verpuffen. Wenn es das Internet nicht
gäbe, dann gäbe es wahrscheinlich nur 3-4 Hörspiellabels." Hörspiel-Box: "Ihr habt durchweg unbekannte (zumindestens mir) Sprecher für SCHATTENSAITEN besetzt. Können sich Newcomer in diesem Bereich bei Euch melden oder habt Ihr Euern Sprecherstamm ?" Katja Behnke: "Prinzipiell suchen wir immer neue Sprecher. Interessenten müssen sich nur darüber im Klaren sein, dass wir in Bielefeld produzieren und sie dann dafür auch nach Bielefeld kommen müssten. Es wäre auch gut, wenn sie schon Erfahrung mit dem Schauspielern - noch besser mit dem Mikrophon haben. Viele Leute finden es sehr schwierig, eine Rolle zu spielen in einem Raum, wo es gar kein Bühnenbild gibt und alle ungeschminkt in ihren Alltagsklamotten ihren Charakter spielen. Dafür braucht man schon sehr viel Vorstellungskraft. Bevor wir eine Rolle definitiv vergeben, machen wir natürlich vorher auch ein Casting, ob der betreffende Sprecher den Charakter, den er spielen soll, auch gut verkörpert. Vom schauspielerischen Talent einmal abgesehen, passen manche Stimmen auch zu manchen Charakteren nicht. Ich habe beispielsweise eine sehr junge Stimme, ich kann keine Charaktere glaubwürdig sprechen, die deutlich über 30 sind." Hörspiel-Box: "Wenn ja, wie können sie Kontakt zu Euch aufnehmen um mal vorzusprechen ? Katja Behnke: "Einfach eine CD mit Sprechproben an uns schicken, unsere Adresse findet Ihr auf unserer Internetseite www.pandorasplay.de !" Hörspiel-Box: "Wer macht Euren Internetauftritt ?" Klaus Brandhorst: "Das mache ich derzeit noch, aber da muss demnächst mal jemand ran, der das noch professioneller aufzieht spätestens beim Erscheinen von SCHATTENSAITEN II werden wir unsere Homepage komplett überarbeitet haben." Hörspiel-Box: "Vielen Dank für die sehr ausführliche Beantwortung unserer Fragen !" Das Interview erfolgte
per eMail am 05.12.-18.12.2001. |
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